Braucht ein Fehlerstrom-Schutzschalter (FI)  eigentlich  eine Vorsicherung? Oder was bedeutet die Angabe des Nennstroms (Bemessungsstroms) auf dem Bauteil? 
Raucht ein RCD eigentlich irgendwann ab, wenn zu viel Strom darüber fließt?

In Folge Nr. 5 der „Genießfragen“ beantworte ich eine Zuschauerfrage zum Thema „Vorsicherung von RCDs“. Es wird dabei um Überlast und Kurzschluss-Schutz gehen. Ich zeige einen Ausschnitt aus einem originalen Datenblatt und gehe kurz auf Gleichzeitigkeitsfaktoren ein. Außerdem klären wir, ob es genügt, eine (oder mehrere) Sicherungen hinter das RCD zu hängen, anstatt davor – eine Nach-Sicherung quasi.

Noch eine Anmerkung vorweg: Wie Ihr vielleicht wisst, sind RCCBs und RCBOs Unterarten von RCDs. RCBOs haben bereits einen integrierten Leitungsschutzschalter – weshalb sie auch FI/LS genannt werden. Um die geht es hier natürlich nicht. Hier geht es um „ganz normale“ RCDs – also um RCCBs.

Hier noch der externe Link zu dem Datenblatt, dessen Ausschnitt ich im Video verwende. Natürlich ist das Ziel des Links nicht auf meiner Homepage und daher habe ich auch keinen Einfluss darauf, was dort steht und übernehme selbstverständlich auch keine Verantwortung dafür 😉

Untertitel für alle, die gerade noch Deutsch lernen

Falls Du Dich mit der Sprache manchmal noch schwer tust und bereit bist, es etwas besser zu lernen: Dieser Text ist für Dich:

Tach zusammen! Wie geht es Euch? Ich hoffe Ihr seid noch alle gesund und munter. Und ich hoffe Ihr habt auf mein letztes Video schon geantwortet. Nämlich, wo ich gefragt habe, heißt es eigentlich der, die oder das RCD? Falls nicht, der Link kommt jetzt sicherheitshalber hier nochmal oben in die Ecke. Dann kannst Du da mal drauf klicken. Und mir unter dem Video in die Kommentare schreiben, ob es der, die oder das RCD ist.
Apropos RCD, der Erkan hat mir nämlich geschrieben: „Ich würde gerne wissen, wie man ein RCD 40 A mit 30 mA Auslösestrom vorsichert. Muss die Sicherung kleiner sein, damit das RCD- der RCD – die RCD – das RCD nicht weg- brennt?“ Das ist eine sehr gute Frage lieber Erkan. Die werde ich Dir jetzt beantwortet.
Als erstes kann ich jetzt schon mal sagen mit deiner Grundüberlegung hast Du schon mal total Recht. Es mag für manchen merkwürdig erscheinen, aber auch Schutzorgane müssen manchmal selbst geschützt werden. Wovor muss man jetzt so ein RCD schützen? Da gibt es zwei Fälle. Der erste Fall ist ein Kurzschluss und das zweite ist Überlast. Wie man so ein RCD jetzt genau am besten schützt, das findet man natürlich am allerbesten in den Daten vom Hersteller. Das hier ist jetzt mal ein handelsübliches RCD von der Firma Doepke. Wie man sieht, handelt es sich um ein Modell mit Bemessungsstrom 40A genauso wie in der Frage, die Du mir gestellt hast. Hier unten ist dann auch angegeben welche Vorsicherungen man für einen Kurzschluss vorsehen muss. Das wäre nämlich eine 100A-Sicherung vom Typ gg also eine Schmelzsicherung. Für Überlast bräuchte man eine Vorsicherung auch wieder gg Schmelzsicherung 40A.
Das ist aber jetzt schon ein bisschen komisch. Wieso muss man dann bei Überlasst und bei Kurzschluss unterschiedliche Vorsicherungen machen? Das erkläre ich Dir jetzt in dem Video auch noch. Aber eins kann man schon mal festhalten. Wir müssen mindestens eine Sicherung 100A gg Schmelzsicherung für den Kurzschlussschutz vorsehen oder eine Sicherung die das genauso gut kann. Für den Überlastschutz ist das nicht ganz so einfach. Da gibt es jetzt zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist das Nutzerverhalten in der Anlage, wo das RCD installiert wird, ist unbekannt. Oder es ist nicht vorhersehbar und nicht gleich bleibend. Die zweite Möglichkeit wäre das Nutzerverhalten wäre bekannt und es ist auch vorhersehbar, dass es immer gleich bleibt. Wenn das Nutzerverhalten unbekannt oder unvorhersehbar ist, dann gehe ich natürlich auf Nummer sicher und nehme hier auf der linken Seite unten in dem Datenblatt in orange kennzeichnet, den kleinsten der beiden Werte. Also die kleinste der beiden Vorsicherungen muss ich an einbauen. Also 40 A. Jetzt gibt es da noch so eine Sache. Das wissen gar nicht so viele. Im schlimmsten Fall kann so eine Schmelz- sicherung den 1,6-fachen Nennstrom eine Stunde lang führen ohne auszulösen. Das steht so in der Norm von Schmelzsicherungen drin. [Musik]
Ja und an der Stelle kommt jetzt ganz häufig die Frage, wie das denn wäre wenn ich die Schmelzsicherung weglasse. Und einfach zwei Leitungsschutzschalter da hinter hänge. Da würde ich vielleicht einfach mal 2* 16 A Leitungsschutzschalter dahinter hängen. Dann mal gucken ob das auch noch zulässig wär. Ganz naiv könnte man jetzt einfach mal die 2* 16A zusammenzählen. Dann wären wir bei 32A. Das ist aber noch erst die halbe Wahrheit. Denn auch bei Leitungsschutzschaltern, das ist relativ unbekannt, aber es ist so, die können den 1,45-fachen Nennstrom im schlimmste Fall bis zu einer Stunde lang führen ohne auszulösen. Das nennt man auch großer Prüfstrom. Da habe ich übrigens auch noch ein Video in der Schublade, das ist aber noch nicht so ganz fertig. Wenn das fertig ist, dann werde ich es Dir hier oben rechts bei Youtube als Infokarte verlinken. Also, jetzt kann hier fließen insgesamt durch das RCD: 2* 16A * 1,45. Wenn ich mich nicht verrechnet habe, dann wären das 46,4 A. Ok, und das brauchen wir jetzt im Prinzip nur mit dem zu vergleichen, was wir gerade ausgerechnet haben. Denn diese 40A-Schmelzsicherung, das ist ja unter Nennbedingungen. Das haben wir aus dem Datenblatt entnommen. Da hatten wir ja schon gesehen, dass ist also dann ganz offensichtlich zulässig. Und wenn das zulässig ist und wir haben hier bei den beiden Leitungs- schutzschaltern nur 46,4 A, dann wird das wohl auch zulässig sein. Wie sieht es jetzt aus, wenn wir statt 2, 3 Leitungsschutzschalter dahinter hängen? Na ganz einfach. Dann hätten wir natürlich 3* 16A * 1,45 wegen des großen Prüfstroms. Das wären, wenn ich richtig gerechnet habe, 69,6 A für mindestens eine Stunde. Das vergleichen wir wieder mit den Nennbedingungen hier auf der linken Seite. Wie man sehen kann, dieses mal sind wir leicht drüber. Jetzt könnte man natürlich überlegen. Das sind dann so Rechenexempel, was würde denn passieren wenn wir jetzt einen von den 16-Ampere-Leistungsschutzschaltern austauschen würden. Gegen beispielsweise einen mit 10 A. Dann hätte ich ja 61,9 A und da wären wir knapp drunter. Das würde also wieder hinhauen. Aber so mit diesen 3 Leitungsschaltern hier dahinter und ohne Vorsicherung, das wäre an der Stelle also nicht zulässig.
So diese 3 Beispiele waren ja jetzt für Nutzerverhalten unbekannt oder unvorhersehbar. Wenn das Nutzerverhalten jetzt bekannt sein sollte. Und vorhersehbar ist, dass das Nutzerverhalten in der Anlage immer gleich bleibt, dann gibt es da jetzt noch einen Trick. Und dieser Trick besteht darin einen Gleichzeitigkeitsfaktor hinzu zu ziehen. Gleichzeitigkeitsfaktoren, das wäre im Prinzip noch mal ein extra Video. Falls ich mal ein Video zu Gleichzeitigkeitsfaktoren mache, dann tu ich den Link natürlich selbstverständlich wieder hier oben rechts in die Ecke. Heute soll es vereinfacht mal ausreichen zu sagen bei Gleichzeitigkeitsfaktoren geht es vereinfacht gesagt darum, dass man annimmt (und es ist ja auch eine realistische Annahme), dass nicht alle Verbraucher im Haus gleichzeitig eingeschaltet sind und dass also auch nicht auf allen Stromkreisen auf denen 16A fließen dürfen, gleichzeitig gemeinsam 16A fließen. Wir nehmen einfach jetzt mal an, der Gleichzeitigkeitsfaktor in unserem Fall wäre 0,5. Dann wären wir also hier bei 34,8 A. Das wäre durchaus noch im zulässigen Bereich.
Mit anderen Worten, es kann also durchaus zulässig sein, wenn die Summe der Leitungsschutzschalter, die an so einem RCD hinten dranhängen, wie in diesem Fall hier 3* 16 A = 48 A beträgt. Und das RCD nur ein 40A-Nennstrom-RCD ist. Dann kann das trotzdem zulässig sein. Das muss man dann nur dokumentieren. Also man muss sich natürlich erst mal vorher überlegen, welche Ströme hier auftreten können. Welches Nutzerverhalten da ist. Man muss es dann dokumentieren. Wenn Ihr mich jetzt fragen würded, was ich Euch also in diesem Fall empfehle, dann wäre es immer das, was ich Euch hier zuerst auf der linken Seite und dem Datenblatt gezeigt habe.
Ja und bis dahin sage ich jetzt mal genießt die Sonne, falls Ihr das Video zeitnah guckt. Vielleicht irgendwann guckt und und es regnet, dann genießt den Regen. Aber genießt auf jeden Fall das Leben. Und genießt es weiterhin hier genussvolle Eure Geniesfragen stellen zu dürfen. Bleibt am Ball, Elektroniker ist ein ganz toller Beruf und Ihr werdet auf dem Arbeitsmarkt so was von gebraucht! Das kann man gar nicht mehr in Worte fassen. Also bis dahin, Tschüss zusammen!