Hier erkläre ich anhand der Tabellen aus der Norm bzw. dem Tabellenbuch den Unterschied zwischen dem Häufungsfaktor und der Anzahl der belasteten Adern bei der Leitungsdimensionierung nach VDE 0298-4. 

Antwort auf die Zuschauerfrage zum Thema Häufungsfaktor und Anzahl der belasteten Adern

Anzahl der belasteten Adern

Mit der Anzahl der belasteten Adern ist die Zahl der Adern innnerhalb einer Leitung gemeint, die im Normalbetrieb Strom führen. Bei einer 3-adrigen NYM-Leitung sind das in der Regel der L1 und der Neutralleiter. Im Schutzleiter fließt im ungestörten Betrieb kein Strom. Die Anzahl der belasteten Adern in einem normalen Steckdosenstromkreis mit Schuko-Steckdosein ist also 2. Bei einer 5-adrigen Mantelleitung an der beispielsweise ein Drehstrommotor angeschlossen ist, sind 3 Adern belastet: Der L1, der L2 und der L3. Im Neutralleiter fließt bei symmetrischer Belastung kein Strom und im Schutzleiter fließt nur im Fehlerfall ein für die Belastung relevanter Strom.

Häufungsfaktor

Der Faktor für die Häufung kommt ins Spiel, wenn mehrere Mantelleitungen an einem Ort liegen und sich gegenseitig berühren. Wie Pinguine in der Arktis halten sie sich dann gewissermaßen gegenseitig warm – oder anders gesagt, sie strahlen ihre Wärme aufeinander ab. Die Strombelastbarkeit reduziert sich also durch die Nachbarleitungen.

Wie arbeitet man mit diesen Faktoren?

Die Anzahl der belasteten Adern fließt in die Berechnung mit ein, indem die richtige Spalte in der Tabelle für die Strombelastbarkeit gewählt wird. Der Häufungsfaktor wird berücksichtigt, indem die Strombelastbarkeit aus der Tabelle (auch genannt „Bemessungswert der Strombelastbarkeit“) mit diesem Reduktionsfaktor multipliziert wird. Man erhält die tatsächliche Strombelastbarkeit der Leitung im eingebauten Zustand (teilweise auch „Strombelstbarkeit unter abweichenden Bedingungen“ genannt).

Verlegeart vs. Verlegeanordnung

Häufig werden in diesem Zusammenhang die Begriffe „Verlegeart“ und „Verlegeanordnung“ (früher auch „Verlegungsart“) verwechselt. Hier eine kurze Erklärung dazu. Die Verlegeart ist relevant für die Tabelle der Strombelastbarkeit. Verlegearten sind beispielsweise A1, A2, B1 u.s.w. Dabei geht es darum, an welcher Stelle die Leitung(en) verlegt wird bzw. werden. Sind sie beispielsweise in einer wärmegedämmten Wand oder auf der Wand und sind sie in einem Rohr oder nicht? Alldies und noch mehr hat Einfluss daruf, wie gut eine Leitung die Wärme abführen kann.

Bei der Verlegeanordnung hingegen geht es nicht um das WO, sondern um das WIE. Nämlich darum, wie die Leitungen räumlich zueinander liegen. Genauer gesagt ist relevant, ob sie sich gegenseitig berühren oder nicht und ob sie dies in einlagiger oder gebündelter Anordnung tun. Zudem fließt auch hier mit ein, ob sie dies an der Wand, an der Decke oder auf dem Fußboden tun. Eine der am häufigsten genutzten Tabellen, in denen diese Verlegeanordnung relevant ist, ist diejenige mit den Häufungsfaktoren.